ABLAUF DER LERNTHERAPIE IN DER LERNALLEE
1. ANAMNESEPHASE UND THERAPIEPLANUNG
Unser lerntherapeutisches Vorgehen orientiert sich an der individuellen sozialen und psychischen Situation sowie dem Leistungsvermögen jedes einzelnen Kindes und nicht in erster Linie an Bildungs- oder Lehrplänen.
Mit Hilfe von strukturierten Beobachtungen, standardisierten Tests und Gesprächen mit Kind und Eltern sowie aus Daten zur Vorgeschichte und zur aktuellen Situation wird der Ist-Stand hinsichtlich der fachlichen Leistungmöglichkeit und der szio-emotionalen Lage ermittelt.
Um organische und neurophysiologische Funktionsstörungen zu diagnostizieren bzw. ausschließen zu können, wird mit entsprechenden Diagnoseeinrichtungen meist Kinder- und Jugendpsychiatern und Facheinrichtungen zur visuellen und auditiven Wahrnehmung zusammengearbeitet und deren Erkenntnisse in die Förderplanung einbezogen.
Am Ende der Eingangsdiagnostik entscheiden wir, gemeinsam mit den Eltern, ob eine Lerntherapie zu diesem Zeitpunkt die geeignete Hilfeform ist, oder sie empfehlen andere Maßnahmen wie z. B. Ergo-, Sprach- oder Psychotherapie bzw. auch deren Durchführung neben der Lerntherapie. In einem Beratungsgespräch mit den Eltern werden die diagnostischen Ergebnisse und die sich daraus ergebenden Prognosen erörtert sowie Ziele und Mitwirkung vereinbart.
Unser Vorgehen konkret
Erstgespräch
In einem ersten Gespräch schildern Sie und ihr Kind Ihre Situation und lernen uns und unsere Arbeitsweise kennen.
Gemeinsam gewinnen wir einen Eindruck von der Problematik und der möglichen weiteren Vorgehensweise. Sollten Sie uns für den geeigneten Partner halten, werden wir gemeinsam den Auftrag der lerntherapeutischen Begleitung klären und erste Absprachen bezogen auf unsere Ziele treffen.
2. DER LERNTHERAPEUTISCHE PROZESS
Das Vorgehen in der integrativen Lerntherapie basiert auf dem systemischen Ansatz von Helga Breuninger. Lerntherapeutische Interventionen beinhalten jeweils diagnostische, psychotherapeutische und fachdidaktische Komponenten. Im Wirkungsgefüge können wir Interventionen an vier Kommunikationspunkten analysiert, planen und reflektieren.
Brücke 1 – Beziehung gestalten und Intervenieren
Der Lernprozess wird durch eine vertrauensvolle und wertschätzende Beziehung zwischen Lerntherapeutin und Kind getragen. Stärken und Ressourcen des Kindes werden verstärkt, um das Kind zu motivieren, sich für gestellte Aufgaben zu engagieren, Lob anzunehmen und sich Erfolge selbst zuzuschreiben.
Brücke 2 – einfühlen und Verhalten deuten- Lernprozesse gestalten
Schwächen, Fehler sowie das Verhalten der Kinder werden wahrgenommen und positiv gedeutet. So kann beispielsweise eine Verweigerungshaltung auch als Ausdruck der Autonomie betrachtet werden. Lerntherapeuten fühlen sich in den inneren Dialog des Kindes ein und gestalten dementsprechende Lern- und/ oder Beziehungsangebote. Die Kinder lernen ihre Reaktionen zu reflektieren, zu prüfen und zielführendes Verhalten zu entwickeln und auszuprobieren.
Brücke 3 – Lernprozesse gestalten
In der Lerntherapie werden zum Leistungsstand passende Aufgaben, die weder über-noch unterfordern und sich an den Erwerbsstufen der Schriftsprache und/ oder Mathematik orientieren, ausgewählt. Das lerntherapeutische Vorgehen weckt die Neugier an unbekannten Lerninhalten und motiviert, neue Strategien auszuprobieren. Für die Förderung stehen eine Vielzahl evaluierter Förderprogramme für den schriftsprachlichen und mathematischen Bereich zur Verfügung. Maßgeblich für die Lerntherapie sind jedoch die Gesetzmäßigkeiten der Schriftsprache bzw. Mathematik, die individuell so aufbereitet werden, dass jedes Kind kleinschrittig und in seinem Tempo seinen Weg zum Lesen, Schreiben und/oder Rechnen entdecken kann. In der integrativen Lerntherapie wird das Kind angeregt, über das eigene Lernen nachzudenken, zu sprechen und sich die eigenen Lernwege bewusst zu machen. Überlegungen und Strategien des Kindes sind wertvoller als richtige Ergebnisse. Auch kleinste Lernfortschritte werden sichtbar gemacht. Dabei gilt der persönliche Lernzuwachs als Maßstab und nicht die Klassennorm. Anknüpfungspunkte zum schulischen Kontext werden hergestellt, um die Entstehung weiterer Wissenslücken möglichst auszuschließen.
Brücke 4 – Lernprozesse deuten-Lernstand diagnostizieren
Die Lerntherapeutin kann zu jedem Zeitpunkt den bisherigen Verlauf, den momentanen Stand und die weiteren Zielsetzungen einschätzen und das therapeutische und fachdidaktische Handeln begründen. Eine Lerntherapie ist insofern eine fortlaufende Prozessdiagnostik. Das Ziel der integrativen Lerntherapie ist erreicht, wenn sich die soziale und psychische Situation des Kindes stabilisiert hat, die Kompetenzen im Bereich Schriftsprache und/oder Mathematik die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglichen, sich das Kind wieder selbstwirksam erlebt und Zutrauen in seine Lernfähigkeit entwickelt hat. Die integrative Lerntherapie ist immer Hilfe zur Selbsthilfe.
Umfeldarbeit
Die Kooperation unserer Lerntherapeuten mit Eltern, Lehrkräften und ggf. weiteren Beteiligten ist ein wesentlicher Bestandteil unserer integrativen Lerntherapie, Die Perspektiven der Beteiligten werden erfasst, Verantwortungsbereiche und Ziele vereinbart und aufeinander abgestimmt.
Die Zusammenarbeit dient der Transparenz, dem Verständnis der Situation und der Abstimmung der Fördermaßnahmen.
Durch die Klärung von Zuständigkeiten und Unterstützungsmöglichkeiten können Schuldzuweisungen aufgedeckt und bearbeitet werden. Eltern und Lehrkräfte werden dadurch entlastet und die Entwicklung der Kinder wird positiv wahrgenommen. Die Lerntherapie übernimmt mitunter eine Brückenfunktion zwischen Elternhaus, Schule und Kind. Als Grundlage der Kommunikation wird das lerntherapeutische Vorgehen fortlaufend dokumentiert und evaluiert.
Die Gestaltung und Umsetzung des Nachteilsausgleichs und der Leistungsermittlung/-beschreibung sind wesentliche Aspekte der Umfeldarbeit. Die Leistungsermittlung und -beschreibung ist durch die Erlasse der Bundesländer zum Umgang mit Lese-, Rechtschreib-, bzw. Rechenstörungen, bzw. zur Förderung von Kindern mit besonderen Schwierigkeiten beim Lesen, Schreiben und Rechnen geregelt. Wir stehen gerne im Kontakt mit der Schule Ihres Kindes um eine angemessene Umsetzung des Nachteilsausgleiches zu ermöglichen.
Ziel
Im engernen Sinne
- Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit
- Lustvoller Umgang mit dem betroffenen Fach
- Gewinn von Erkenntnissen als Grundlage für den nächsten Lernschritt
- familiäre Entlastung
Das wichtigste Ziel der Lerntherapie ist die Förderung der persönlichen Lernkompetenz. Dazu gehören:
- die Stärkung und der Aufbau eines positiven Selbstwertgefühls
- die Unterstützung aller Kräfte und Fähigkeiten und Ressourcen des Kindes oder des Jugendlichen
- die Steigerung der Leistungsbereitschaft
- die Stärkung der Motivation und Freude am Lernentwicklung
- die Erarbeitung individueller Lernstrategien
- das Erleben und Sichtbarmachen der individuelle Lernfortschritt in den jeweiligen Entwicklungsbereichen
- die Begleitung und Stärkung der Eltern und des Umfeldes
- die Beratung und Aufklärung aller Beteiligten über den Umgang mit einer Lese-Rechtschreibschwäche / Dyskalkulie
Die Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben ziehen häufig Misserfolge in anderen Schulfächern nach sich. Unverständnis, schulischer Druck verunsichern und schwächen das Selbstwertgefühl und verringern die Lernmotivation und Freude am Lernen.
Wichtigstes Ziel der Lerntherapie sind deshalb die Vermittlung von Erfolgserlebnissen und die (Wieder-)Entdeckung der eigenen Fähigkeiten, um somit wieder eine Lernfreude zu entwickeln. Das Kind selbst soll die Verantwortung für seinen eigenen Lernprozess übernehmen können und dürfen.
Im weiteren Sinne
Dieser Benachteiligung durch die Teilleistungsstörungwirkt eine Lerntherapie entgegen. Sie trägt zur sozialen Integration im Klassenverband bei und ermöglicht es, fehlende Kompetenzen im Lesen, Schreiben und/oder Rechnen aufzuholen Damit werden Lernprozesse in allen Unterrichtsfächern eröffnet, die weitere Bildungs- und Berufsbiografie wird positiv beeinflusst, was wiederum soziale und wirtschaftliche Sicherheit gewährleistet.
